
Der Leitspruch des Internationalen Kirchentags 2014 in München hat nicht nur die IKT-Teilnehmer, sondern auch den Benediktinerpater Anselm Grün zu theologisch tiefgehenden Gedanken inspiriert. In seinem Vortrag am Samstag vor dem Pfingstgottesdienst unseres Stammapostels Jean-Luc Schneider meditierte der Pater das Reich Gottes, welches ganz unterschiedlich in uns und um uns in Erscheinung treten kann.
„Brüder und Schwestern“, so begann der Pater seinen Vortrag in der Münchner Olympiahalle und nahm damit Bezug auf den ökumenischen Dialog zwischen den christlichen Konfessionen, an dem sich seit einigen Jahren auch die Neuapostolische Kirche beteiligt. Es käme nicht darauf an zu diskutieren, welche Kirche denn nun den rechten Glaubensweg aufzeige, sondern auf das was uns alle vereint und verbindet. Dazu gehört auch, dass wir die Worte Jesu in einem überkonfessionellen Kontext sehen und deuten.
„Das Reich Gottes kann man auf verschiedene Arten erfassen. Auf eine mystische, ethische und kirchliche Weise“.
Quelle: http://www.ikt2014.org
Die mystische Bedeutung des Reiches Gottes – so der Benediktinerpater – könne man mit einem inneren Raum der Stille und Ruhe vergleichen. Oft unterliegen wir heutzutage verschiedenen seelischen Angriffen, Depressionen, Inakzeptanz sowie gesellschaftlichen Zwängen und Moralvorstellungen. Häufig resultiert daraus auch ein innerlicher Konflikt, eine innerliche Spaltung, da man sich in der Gesellschaft nicht anerkannt, sich nicht verstanden fühlt. Um sich von diesen Einflüssen zu befreien, sei es notwendig, in sich zu gehen und Gott in seine Mitte zu nehmen, also ihm und dem Reich Gottes Raum zu geben. Denn nur dort wo Jesus Christus in uns präsent ist und wirken kann, sind wir wahrhaft frei von äußeren Einflüssen. Sie haben keinen Zutritt zu unserem inneren Reich Gottes, dort gibt es keine innere, konfliktgesteuerte Spaltung, sondern es vermittelt uns das Gefühl der Gänze.
Die ethische Deutung des Kirchentagmottos bezieht sich auf die Pflicht aller Christen, das Reich Gottes in die Gesellschaft hinein zu tragen. Dazu gehört die Achtung christlicher Werte sowie die Einhaltung der Gebote Gottes. Den Willen Gottes zu tun ist sicherlich nicht immer ein leicht zu gehender Weg. Aber dies ist durchaus auch als Herausforderung zu verstehen, so Anselm Grün.
Die kirchliche Sicht des Leitspruches liegt darin, dass das Reich Gottes nahe herbeigekommen sei. Immer dann, wenn man sich im Sinne Gottes miteinander verbinde, gemeinsam über seinen Glauben diskutiert und sich einander in Liebe begegne, sei das ein Zeichen dafür, dass das Reich Gottes mitten unter uns zu finden ist. Zwar herrschen auch unter uns Gläubigen hin und wieder Konflikte und Meinungsverschiedenheiten, die wir aber mit Hilfe der gegenseitigen Vergebung überwinden können, die uns Jesus in so vielen Beispielen vorgelebt hat.
Zum Abschluss des Vortrages lud der Benediktinerpater Anselm Grün alle Vortragsteilnehmer dazu ein, an einem gemeinsamen Ritual teilzunehmen. Dabei ging es darum, die Arme vor der Brust zu überkreuzen und damit symbolisch sein inneres ICH zu umarmen. Während die Teilnehmenden mit verschränkten Armen in der Olympiahalle standen, sprach Pater Anselm Grün ein Abendgebet. Er legte in diesem Gebet einen besonderen Akzent darauf, sich selbst in allen Dingen anzunehmen und zu „umarmen“, da nur die Annahme seiner eigenen Stärken und Schwächen zur inneren Wandlung und Heilung in Jesus Christus führen könne.
Text: Angelehnt an den Bericht auf http://www.ikt2014.org
Weitere Informationen zu Pater Anselm Grün und zu seinen Vorträgen findet ihr auf: http://www.anselm-gruen.de