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Interview mit Bezirksevangelist John Qadir – Teil 1

26 Apr

DSC_0702Am 27. März 2015 war es wieder so weit: Das diesjährige Interview mit unserem Bischof Jörg Vester stand an. Dieses Mal hatte er uns noch einen ganz besonderen Gast mitgebracht. Bezirksevangelist John Qadir aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Grund des Besuches war eine Versammlung aller Bezirksämter aus dem Arbeitsbereich von Bezirksapostel M. Ehrich. Das Interview fand im Haus unseres Bischofs statt, wo wir (fast schon traditionell) mit Räucherlachs und Beilagen verköstigt wurden. Besondere Herausforderung war die Tatsache, dass dieses Interview komplett in Englischer Sprache durchgeführt wurde. Für manchen Teilnehmer eine besondere Herausforderung!

Lieber Bezirksevangelist, herzlich willkommen in Deutschland! Können Sie sich bitte in kurzen Worten vorstellen?

John Qadir: Ich heiße John Quadir und bin Bezirksevangelist in der Golfregion. In meiner Heimat werde ich auch oft als „Reverend“ bezeichnet, da Außenstehende nicht immer über die Amtsstufen der NAK Bescheid wissen. Ich bin verheiratet, mit nur einer Frau (lacht) und habe vier Kinder.

Mit nur einer Frau? Das hört sich so an, als sei es normal, dass Männer mehrere Frauen haben. Ist das in Ihrer Heimat üblich?

John Qadir: Der Islam erlaubt Männern mit bis zu 4 Frauen gleichzeitig verheiratet zu sein. Wir Christen dürfen, wie überall, nur eine Frau haben. Aber nach dem islamischen Glauben ist es erlaubt bis zu vier Frauen zu haben, die jedoch alle gleich behandelt werden müssen. Das heißt, allen muss der selber Lebensstandard ermöglicht werden.

Wie viele Gemeinden und Mitglieder zählt die NAK in der Golfregion?

John Qadir: Da in den VAE viele Geschwister wohnen, die ursprünglich aus Pakistan und Südafrika stammen sind die Gemeinden nach Sprachen organisiert. Es gibt insgesamt vier Gemeinden in den sieben Emiraten, von denen drei in Englischer Sprache bedient werden und in einer Gemeinde wird auf Urdu gepredigt. Außerdem gibt es in den angrenzenden Ländern weitere Gemeinden, in denen auch in beiden Sprachen Gottesdienste gehalten werden. Kommen Geschwister zum Gottesdienst in eine Urdu Gemeinde, die kein Urdu sprechen, gibt es auch immer die Möglichkeit, dass der mitdienende Priester in Englisch dient. Die Urdu Gemeinde zählt ca. 165 Geschwister und die Englischen Gemeinden haben zusammen etwa 200 Mitglieder.

Was waren Ihre Gründe für den Umzug in die VAE?

John Qadir: Pakistan ist ein armes Land, deshalb bin ich, wie viele Pakistanis, in die Golfregion gezogen um Arbeit zu finden und ein besseres Leben zu haben.

War es einfacher in Pakistan Missionsarbeit zu betreiben, oder ist es jetzt im arabischen Raum einfacher? Ist Missionsarbeit in diesen Ländern überhaupt möglich?

John Qadir: Die Regierung und die Gesetzte der VAE machen uns das Leben als Christen sehr angenehm. Wir arbeiten, wie viele andere christliche Gemeinschaften, mit der anglikanischen Kirche zusammen, welche als Dachverband in engem Kontakt zur Regierung steht und für unseren Schutz sorgt. Es gibt jedoch sehr strenge Regeln, was Missionsarbeit in unseren Ländern angeht. Wir dürfen zwar öffentlich Werbung mache für unsere Kirche, jedoch dürfen wir keine Muslime zu Gottesdiensten einladen, ja wir müssen sie sogar wegschicken, wenn sie an einem Gottesdienst teilnehmen wollen. Christen und Anhänger anderer Religionen dürfen aber jederzeit an unseren Gottesdiensten teilnehmen. Es wird auch regelmäßig von der Polizei geprüft, ob wir uns an diese Regeln halten aber im Großen und Ganzen geht es uns als Christen in den VAE sehr gut.

Gibt es eigene Kirchen der NAK? Oder werden die Räumlichkeiten geteilt? Und wenn ja, wie läuft das ab?

John Qadir: Da es den Katholiken nicht erlaubt ist, ihre Kirche mit anderen Konfessionen zu teilen, haben sie ihre eigenen Kirchen. Alle anderen Konfessionen teilen sich Räumlichkeiten. Wie schon erwähnt wird alles unter dem Schirm der anglikanischen Kirche organisiert. Diese steht in Kontakt mit der Regierung und erhält Gebäude oder Bauplätze auf denen große Kirchenkomplexe gebaut werden dürfen. In diesen Gebäuden können dann einzelne Gemeinschaften Räume stundenweise anmieten, um dort ihre Gottesdienste abzuhalten. Wir haben also kein eigenes Kirchengebäude, sondern mieten uns für unsere Gottesdienste dort ein.

 Entsteht dabei Kontakt zu den anderen Glaubensgemeinschaften?

John Qadir: Ja, meist wenn wir zu lange brauchen für den Gottesdienst und die nächste Gruppe bereits vor der Türe steht. Aber auch bei besonderen Anlässen, wie etwa unserer Weihnachtsfeier, laden wir gerne Mitglieder der anderen Konfessionen ein.

Gibt es auch außerhalb der Kirchenräume Kontakt zu den anderen christlichen Gemeinschaften?

DSC_0733John Qadir: Wir haben eine sehr gute Beziehung zum Kaplan der anglikanischen Kirche. Wenn es Probleme in unseren Heimatländern gibt, dann können wir ihn immer kontaktieren und um Hilfe bitten. Außerdem gibt es nach Anschlägen oder Naturkatastrophen in den Heimatländern der Geschwister gemeinsame Trauergottesdienste mit allen anderen Gruppen. Die NAK organisiert auch, zusammen mit anderen Gruppen, Benefizveranstaltungen, bei denen Sachspenden gesammelt werden, die dann in unsere Heimatländer geschickt werden. Es ist traurig, aber manchmal wenn wir einen großen Container mit Spenden in die Heimat schicken, dann kommt das oft nicht bei unseren Geschwistern an, und auch nicht zwangsläufig bei anderen Christen, sondern wird einfach nur verteilt oder verkauft und das Geld wandert in die Tasche der NGO´s (Nicht staatliche Organisationen, die für die Spendenabwicklung zuständig sind a. d. Redaktion). Ich sprach darüber mit Bischof Ludwig und bei der nächsten Spendensammlung, die nach einer großen Flut stattfand, schickten wir drei Vertreter der christlichen Gemeinschaften mit Geld und Spenden direkt in die Krisengebiete. Nur so können wir sicherstellen, dass die Hilfe dort auch wirklich ankommt.

Ist es in Ihrer Heimat gefährlich Christ zu sein? Und muss man deshalb mit Verfolgung oder Gefahren während der Gottesdienste rechnen?

John Qadir: In Pakistan lebt man sehr gefährlich als Christ und kann nie sicher sein, dass nicht während des Gottesdienstes ein Anschlag auf die Kirche verübt wird. In den VAE sind die Christen absolut geschützt. Es gibt Gesetzte, die die Religionsfreiheit sichern, welche sehr ernst genommen werden. Dadurch können alle Menschen ihre Religion frei ausleben, allerdings dürfen die Moslems nicht zu einer anderen Religion konvertieren, während Anhänger anderer Religionen jederzeit zum Islam konvertieren können. Wir müssen aber nicht wie in Pakistan Angst vor Bomben oder Selbstmordanschlägen haben. In Panjab, einer sehr armen Region Pakistans, gibt es viele Übergriffe auf Christen, die dort generell sehr unsicher leben müssen. Auch das tägliche Leben ist für unsere Geschwister dort schwierig und von großer Armut geprägt.

Ist die NAK eine registrierte Kirche in Ihrer Heimat?

John Qadir: Wie bereits erwähnt, ist die NAK in den VAE eng mit der anglikanischen Kirche verbunden. Diese ist offiziell eingetragen und steht in Kontakt mit der Regierung und anderen Organisationen. Alle Gemeinschaften, die unter dem Schirm der anglikanischen Kirche stehen, haben dieselben Privilegien, wie die anglikanische Kirche selbst ohne eine offiziell registrierte Kirche zu sein. Wir versuchen aber, als neuapostolische Kirche in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, indem wir viel Werbung machen und immer wieder zu Benefizveranstaltungen einladen, wie etwa zu unsere Weihnachtfeier, zu der jährlich ca. 500 Gäste kommen.

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Verfasst von - 26. April 2015 in Interviews, Pforzheim 2015, Weltweit

 

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