Apostel Schnaufer, wenn du so an deine kurze Amtszeit als Bischof zurückdenkst, welchen Tipp würdest du deinem Amtsnachfolger mit auf den Weg geben?
Apostel: Im Grunde kann ich ihm nichts sagen, was er nicht sowieso schon macht (lacht). Was ich persönlich als ganz wichtig empfunden habe ist, dass man freudig und unkompliziert drauf losarbeitet und sich auf den lieben Gott verlässt. Ich kann ihm da also nichts Neues mit auf den Weg geben (lacht).
Ihr Beide hattet bestimmt auch die Möglichkeit mit dem Stammapostel persönlich zu sprechen. Was war euer persönlicher Eindruck von diesem Gespräch? Immerhin ist das etwas ganz besonderes…
Bischof: Für mich war das ein sehr eindrucksvolles Erlebnis. Vor dem Pforzheimer Bezirkstag (PBT) gab es samstags eine Ämterversammlung mit dem Stammapostel und allen Bezirksaposteln und Aposteln, die auch zum Gottesdienst am Sonntag eingeladen waren. Es war wirklich faszinierend, wie der Stammapostel hinter seinen Gedanken und Aussagen steht, die er uns ans Herz gelegt hat. Man spürt einfach, dass der Stammapostel Schneider mit einer sehr sehr großen „Glaubensenergie“ in seinem Amt wirkt. Ich konnte ihm bei der Ämterversammlung damals direkt gegenüber sitzen. Ich sah, dass der Stammapostel sich einen kleinen Block zurechtgelegt hatte, auf dem ein paar Gedanken und Impulse notiert waren. Mir kam es aber allerdings so vor, als ob unser Stammapostel einfach ganz spontan seinen Gedanken freien Lauf gelassen hat. Wirklich sehr beeindruckend und faszinierend, mit welchem Elan und mit welcher Energie unser Stammapostel wirkt.
Apostel: Für mich waren zwei Dinge an diesem Samstag besonders einprägend. Zum Einen war das die Fahrt zur Ämterversammlung selbst. Ihr müsst euch das so vorstellen (lacht): Der Bezirksapostel ist gefahren, auf dem Beifahrersitz saß der Stammapostel i. R. Leber, hinter ihm saß unser Stammapostel Schneider und nebendran saß ich. Diese Fahrt allein war schon etwas Besonderes. Ich kann die Aussage von unserem Bischof nur unterstreichen, die Ausstrahlung die der Stammapostel Schneider an den Tag legt, kann man mit einem „kleinen Kraftwerk“ vergleichen (lacht). Phänomenal, welche Kraft von diesem Mann ausgeht. Zum Anderen ging mir die Tage vor der Ordination immer wieder ein Gedanke durch den Kopf. Ich hatte mich intensiv mit dem Wort „Botschafter an Christi statt“ beschäftigt. Für mich war es immer eine Selbstverständlichkeit und unvorstellbare Sicherheit, mich vor dem Gottesdienst im Gebet mit dem Apostel zu verbinden. Und jetzt ist es so, dass für mich diese Sicherheit auf einmal wegfallen würde. Das war für mich schon eine Sorge, die mich beschäftigt hat. Dann hat der Stammapostel das Wort ergriffen und meinte, er hätte sich im Hinblick auf die Ämterversammlung noch mit einem Wort beschäftigt, das im Korintherbrief steht: „So sind wir nun Botschafter an Christi statt…“. Das war für mich noch einmal ein ganz besonderes Zeichen vom lieben Gott, dass er mich auch an dieser Stelle nicht alleine lässt.
Was war das für ein Gefühl bei der Ordination, am Altar zu stehen, vor dem Stammapostel?
Bischof: Also man muss sagen, ich konnte mir alles noch nicht so richtig vorstellen. Ich hatte vor allem die Sorge, auch wirklich alles mitzunehmen, was uns der liebe Gott durch den Stammapostel mit auf den Weg gibt. Das war mir wirklich sehr wichtig!
Apostel: Diese Sorge hatte ich auch. Denn eine Ordination – ganz egal welches Amt gespendet wird – ist keine formale Handlung, sondern es geschieht innerlich etwas. Ich bin mit dem festen Vorsatz vor dem Altar gestanden, keine Silbe zu verlieren und wirklich auch innerlich alles aufzunehmen. Denn es kann sich ja nur dann etwas innerlich regen, wenn man auch alles im vollen Glauben erfasst. Dann spürt man aber auch, dass etwas passiert, sich etwas verändert. Das sind sicherlich Dinge die man nicht beschreiben kann und Momente, die man nicht vergessen wird.
Bischof: Was ich auch sehr toll fand, war die Tatsache, dass der Apostel Eckhardt mit uns vor dem Stammapostel in einer Reihe stand. Für mich persönlich war das ein schönes Erlebnis, gerade weil ich und auch meine Familie eine enge Verbindung zu „unserem“ Apostel Eckhardt gepflegt haben.
Apostel: Das kann ich nur unterstreichen. Ich durfte auch viel mit unserem Apostel Eckhardt erleben, als ich ganz frisch Vorsteher wurde. Das einzig Unglückliche war, dass mir kurz vor der Ordination kurz einfiel, dass ich nicht gefragt hatte, ob ein Blumenstrauß für unseren Apostel Eckhardt besorgt worden war (lacht). Allerdings habe ich den Gedanken dann im Hinblick auf die Ordination auch schnell wieder verbannt.
Lieber Apostel, spürst du durch die Ordinierung zum Apostel nun eine innigere und nähere Verbindung zu Gott? Wie empfindest du das als lebender Apostel der heutigen Zeit?
Apostel: Also wie gesagt, eine Ordination ist keine formale Handlung, sondern vielmehr ein inneres Empfinden. Und mit jeder Ordination verändert sich etwas. Als ich damals das Priesteramt empfing und dann das nächste Mal zum Mitdienen aufgerufen wurde, hatte ich schon den Eindruck, dass sich etwas verändert hat. Zum Beispiel stelle ich fest, dass die Gedanken in der Vorbereitung eine ganz andere Art von Tiefgründigkeit entwickelt haben. Das soll jetzt aber nicht überheblich klingen, im Gegenteil, das macht mich demütiger, weil man erleben kann, das der liebe Gott tatsächlich dahinter steht und nicht der Mensch als Person. „So sind wir nun Botschafter an Christi statt…“. Es macht einen wirklich demütiger. Ich kann das nicht anders sagen. Es sind wirklich unbeschreibliche Momente, wenn man dann zum ersten Mal Heilige Versiegelung durchführen darf und spürt, dass der liebe Gott besonders in diesem Moment einfach sehr nahe ist. Zwar merkt man in diesem Augenblick durchaus auch die Verantwortung, die man ja auch trägt. Aber die Freude steht da viel mehr im Vordergrund. Es sind ganz besondere Empfindungen, die man da spüren darf. Und das wünsche ich jedem Amtsträger, dass er so schöne Erfahrungen machen darf.
Bischof: Also ganz klar muss ich hier unterstreichen, dass man kein besserer Mensch ist, nur weil man Amtsträger ist. Man spürt vor allem auch die Erwartungshaltungen der Geschwister, die ja auch zu Recht vorhanden sind. Aber es tut gut erleben zu dürfen, dass man den lieben Gott einfach erleben darf, insbesondere in der Vorbereitung auf die Gottesdienste oder andere kirchlichen Termine. Da macht man sich schon auch oft Sorgen, ob man da auch die richtigen Gedanken hat. Da ist sicherlich keine Überheblichkeit vorhanden.
Apostel: Der Satz: „Ohne mich könnt ihr nichts tun!“, wird da auch immer deutlicher. Man merkt einfach, der liebe Gott ist da. Das sind dann auch die Momente, die sehr viel Kraft geben.
Nun liegt ja dein Wohnort außerhalb des neuen Apostelbereichs. Wirst du umziehen?
Apostel: Nein, Umzugspläne gibt es keine. Es sieht ganz einfach so aus, das Pforzheim zwar nicht zentral liegt, aber von allen Standorten im Apostelbereich zeitlich gesehen eine vergleichsweise geringe Distanz in die Bezirke aufweist, weil es sehr gut an die Autobahnen angeschlossen ist. Klingt zwar komisch, ist aber so.
Wie ist es mit der Freizeit? Gibt es Momente im Alltag, indem du dein Amt ablegst, wie in der normalen Berufswelt? Sprich Feierabend?
Bischof: Also es kommt selten vor, dass man mal wirklich Feierabend macht. Man will ja auch für die Geschwister da sein und das ist mir auch sehr wichtig. Allerdings kommt es auch auf die Terminplanung an. Da gibt es dann Tage, die nicht so überfüllt sind, da kann man sich dann auch etwas zurücknehmen. Ich versuche, mir zumindest auch mal einen Abend Zeit für meine Familie zu nehmen, wobei ich es nicht lassen kann, trotzdem auch abends meine E-Mails zu checken.
Apostel: Es ist sicherlich schwer, Seelsorger auf Knopfdruck zu sein. Man hat eben keine festen Arbeitszeiten mehr. Die Flexibilität ist ja gerade das, was einen Seelsorger ausmacht, was aber nicht heißt, dass man automatisch überall präsent sein kann. Natürlich gibt es klare Grenzen und Auszeiten. Es ist eine ganz andere Anforderung als im Beruf. Es ist anders, aber nicht zwingend weniger. Es ist eine sehr erfüllende und schöne Aufgabe, aber man muss auch auf sich selbst achten. Es ist unmöglich immer auf „Vollgas“ zu laufen. Aber der liebe Gott hilft auch dabei. Allerdings komme ich auch selten am Computer vorbei, ohne dass ich mir denke: „Da ist doch bestimmt noch eine Mail gekommen!“. Meistens sind es dann sogar zwei (lacht).
Wie sieht es im Alltag aus? Achtet ihr durch euer neues Amt automatisch auch mehr auf euer Handeln?
Apostel: Ein Apostel ist genau so ein Mensch wie Andere auch. Das schließt auch ein, dass man Freud und Leid genauso wie Andere wahrnimmt und empfindet. Natürlich gibt es da Erwartungshaltungen und auch eine klare Vorbildsfunktion. Für mich ist sehr wichtig, dass ein Amtsträger authentisch ist. Man sollte sich nicht verstellen. Man muss sich ja vor Augen führen, dass das Amt, egal welches, nie ganz zum unvollkommenen Menschen passt. Aber es sollte doch auch dazu führen, dass man sich in die richtige Richtung orientiert. Ich habe immer Amtsträger sehr geschätzt, die unkompliziert waren. Mit denen man auch ganz normal umgehen konnte, da spricht ja nichts dagegen.
Lieber Bischof, du hast immer sehr viel für die Jugend getan und auch zusammen mit dem ORGA-Team viele Projekte auf die Beine gestellt. Natürlich hast du jetzt ganz andere Aufgaben. Dürfen wir aber trotzdem öfter einmal mit dir rechnen, beispielsweise an Jugendgästegottesdiensten?
Bischof: Ja! Der Kontakt zur Jugend war mir immer sehr wichtig und den werde ich auch weiterhin pflegen. Wenn es mir möglich ist, würde ich sehr gerne auch öfter da sein. Einfach weil mir die Jugend sehr am Herzen liegt und ich auch gerne bei der Jugend bin.
Apostel: Da kann ich mich nur anschließen (lacht).
Lieber Apostel, welche Gefühle machen sich in dir breit, wenn du an die Missionsarbeit in Afrika oder anderen Ländern denkst? Momentan ist das zwar noch kein Thema, aber es könnte zu einem werden.
Apostel: Momentan ist das kein Thema. Vieles wird künftig mehr in die regionale oder lokale Betreuung übergehen. Sprich, es werden weniger Auslandsreisen stattfinden als das bisher vielleicht der Fall war. In meinem Berufsleben war ich relativ viel unterwegs und auch oft auf Reisen. Sicherlich mag es noch immer sehr abenteuerliche Länder und Regionen geben. Aber es ist so wie im Berufsleben. Wenn man den Auftrag bekommt, führt man ihn aus, ohne großartig über die Konsequenzen und möglichen Szenarien oder Gefahren nachzudenken.
Bischof: Ich sehe das ähnlich. Bei mir sind auch keine Missionsreisen geplant. Aber falls man mich in die Betreuung von Missionsländern mit einbezieht, würde ich auch definitiv diesen Auftrag ausführen. Aber sehr wahrscheinlich ist das nicht. Es ist wie der Apostel eben schon gesagt hat. Der Bezirksapostel hat das so organisiert, dass die Betreuung mehr und mehr in die Hände der vor Ort lebenden Apostel übergeht.
Apostel: Noch ein kleiner Einschub an dieser Stelle. Viele können sich ja nicht vorstellen, wie die Betreuung der Bereiche hier in Süddeutschland mit wenige Aposteln als früher gewährleistet werden soll. Mit Freiburg-Tübingen ist ja nun der erste Schritt getan. Dadurch, dass die Missionsarbeit nun wegfällt und es sogar noch zwei Bezirke weniger sind als zuvor, ist es tatsächlich so wie es unser Bezirksapostel im Sommer bekanntgegeben hat. Man kann die Betreuung der Bezirke so planen, dass es funktioniert.
Teil 3 folgt nächste Woche
Interview mit Apostel Schnaufer und Bischof Vester – Teil 1
Interview mit Apostel Schnaufer und Bischof Vester als PDF – Teil 2