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Interview mit Apostel Schnaufer und Bischof Vester – Teil 1

13 Dez

IMG_6397Seit Wochen bereitete sich das ORGA Team der Jugend Pforzheim auf ein ganz besonderes Interview vor. Am 03. Dezember 2013 war es endlich soweit. Interviewpartner waren Apostel Schnaufer (Freiburg/Tübingen) und Bischof Vester (Pforzheim). Beide wurden am 01. September 2013 durch Stammapostel Jean-Luc Schneider ordiniert. Zum Interview traf sich das Team im Haus von Bischof Jörg Vester . Nach einem gemeinsamen Abendessen, konnte das Interview beginnen:

Lieber Apostel Schnaufer, lieber Bischof Vester, vielen Dank, dass ihr uns die Möglichkeit gebt, euch einmal privat zu treffen und euch ein paar Fragen zu stellen, die auch die Jugendlichen sicherlich sehr interessieren. Ihr seid nun beide jetzt fast 100 Tage mit eurer neuen Amtsaufgabe betraut. Gibt es denn schon eine erste Zwischenbilanz?

Apostel: Ja, die erste Zwischenbilanz sieht für mich persönlich sehr positiv aus. Es ist wirklich schön, wie offen und herzlich einen die Geschwister empfangen, in Bezirken, die man vorher ja gar nicht kannte. Man sieht daran, es ist nicht irgendeine Organisation, sondern das Werk Gottes, das man hier wiederfindet. Es schafft sehr viel Freude, das zu spüren.

Bischof: Ich kann das, was der Apostel gerade gesagt hat nur voll und ganz unterstreichen. Anfangs hatte ich Sorge darum, ob sich die gerade die Bezirksvorsteher nun einfach so zu einem neuen Bischof umorientieren können. Aber ich muss wirklich sagen, dass diese Sorge unbegründet war, denn es ist richtig schön zu erleben, dass man mit offenen Armen empfangen wird.

Jetzt sind wir natürlich eine jugendorientierte Fragerunde. Da gibt es selbstverständlich auch Dinge, die ihr in eurer Jugendzeit erlebt habt, die nicht so glatt gelaufen sind. Gibt es eine besonders peinliche oder komische Situation aus eurer Jugendzeit, an die ihr euch besonders gerne zurückerinnert?

Apostel: Was mir noch heute furchtbar peinlich ist und auch damals sehr unangenehm war, ist ein Erlebnis aus meiner Zeit als frisch konfirmierter Jugendlicher. Wir waren damals auf einem Konfimantenausflug in Straßbourg und haben es vor lauter Gaudi und Spaß versäumt unser Mittagessen zu bezahlen. Wir hatten mehrmals nach der Bedienung gerufen, die dann aber einfach nicht aufgetaucht ist. Das hat wiederum hervorragend zu einigen „Zechpreller-Witzen“ gepasst, die wir uns am Tisch gegenseitig erzählt hatten. Tatsächlich hat aber dann keiner mehr daran gedacht die Rechnung zu bezahlen. Das hat natürlich eine riesige Woge ausgelöst. Uns war das so peinlich, dass wir dann im Nachhinein einen erheblichen Zusatz zum Rechnungsbetrag überwiesen haben. (lacht): Es gab dann hinterher auch einige Familien­besuche……..!!

Kannst du das noch toppen, lieber Bischof?

Bischof: Ja, da gibt es sicherlich die ein oder andere Situation in der man lieber die Zeit wieder zurückgedreht hätte. Aber das Peinlichste an das ich mich so erinnere war, dass ich mich in meiner Jugendzeit in ein Mädchen verguckt hatte. Eine Bekannte von mir hat das mitbekommen und wollte mir dann etwas Gutes tun, indem sie eines Tages mit diesem Mädchen vor meiner Tür stand. Als es dann klingelte und ich nichtsahnend die Tür öffnete, brachte ich keinen Ton mehr raus. Abgesehen von: „Öh, was macht Ihr da?“. Natürlich kein besonders toller Empfang, was dann unter Anderem auch dazu geführt hat, dass da nie was daraus geworden ist. Bei  meiner jetzigen Frau, scheint das dann aber besser funktioniert zu haben (lacht).

Was war denn euer intensivstes oder schönstes Glaubenserlebnis?

IMG_6366Apostel: Das ist so eine Frage, zu der es sehr viel zu erzählen gäbe. Ich hatte schon so viele tolle Erlebnisse, dass es mir schwer fällt, eines davon zu DEM Glaubenserlebnis herauszuheben. Die schönsten Erlebnisse mit dem lieben Gott hatte ich immer in Verbindung mit der Mitarbeit im Werk Gottes.  Ein Beispiel: Im Jahr 1984 wurde ich als Organist bei einem festlichen Singen in PF-Brötzingen eingeteilt. Grund für dieses Event war der Besuch unseres damaligen Stammapostels Hans Urwyler. Ich erinnere mich, dass ich damals unheimlich nervös und total von der Rolle war. Als der Stammapostel mit seinen begleitenden Aposteln während des Eingangsliedes  in das Kirchenschiff einbog, habe ich ihn mit meinem Blick verfolgt, bis er am Altar stand. Und das Erste, was der Stammapostel damals tat war, sich gezielt zu mir umzudrehen und mir in die Augen zu schauen. Das war eine Blickverbindung, die ich in meinem ganzen Leben niemals vergessen werde. Denn es war, als ob jemand bei mir auf einen Knopf gedrückt hätte. Ich war hinterher absolut ruhig, voll konzentriert und gefasst. Für mich ein sehr eindrucksvolles Erleben. Ich denke – das möchte ich in diesem Zusammenhang einmal sagen – es kommt immer darauf an, dass man den lieben Gott mit in sein Leben nimmt und ihn auch in „kleinen Dingen“ erlebt und bewusst wahrnimmt. Das ist etwas, dass Sicherheit gibt und sehr viel Freude bereitet.

Bischof: Ich habe den lieben Gott unter Anderem auch sehr oft während meiner Bundeswehrzeit erlebenIMG_6334 dürfen. Ich habe damals meine Vorgesetzten schon von vornherein darüber informiert, dass ich neuapostolisch bin und durfte dann auch immer die Gottesdienste besuchen. Nun kam es aber so, dass der Stammapostel in PF-Bayernstraße zu Besuch kam um den Neujahrsgottesdienst zu halten, was mich natürlich sehr freute. Ausgerechnet für diesen Tag wurde ausgelost, wer an besagtem Termin in der Kaserne UvD (Unteroffizier vom Dienst) machen musste. Man muss dazu sagen, dass ich damals einer von elf „Berechtigten“ war, die zur UvD hätten eingeteilt werden dürfen. Und da war die Wahrscheinlichkeit schon hoch, dass es mich treffen würde. Ich bin dann sofort zu meinem Vertrauensmann und habe ihn in Kenntnis gesetzt, dass ich an diesem Tag unmöglich würde UvD zu machen, da der Stammapostel in Pforzheim sei. Er hat mir dann versichert, dass man mich aus dem Lostopf entfernen würde. Daraufhin bin ich dann bei der Auslosung seelenruhig auf meinem Platz gesessen und habe mich zurückgelehnt. Als dann der erste Loszettel gezogen wurde, war für mich die Überraschung schon groß, als mein Name darauf stand. Dann habe ich erst einmal ein „Stoßgebet“ nach Oben geschickt, bin aufgestanden und habe der versammelten Mannschaft erklärt, weshalb ich an dem Wochenende keinen Dienst machen könne. Dann ist etwas passiert, was mich beeindruckt hat, denn neun von den zehn anderen „Berechtigten“ haben sich daraufhin bereit erklärt noch einmal an der Verlosung teilzunehmen, obwohl sicherlich jeder gerne über Silvester/Neujahr zu Hause gewesen wäre. Dank dieser Kameraden, war es mir dann möglich, den Gottesdienst unseres Stammapostels in Pforzheim mitzuerleben.

Lieber Apostel, lieber Bischof, wie haben eigentlich eure Familien auf den neuen Amtsauftrag reagiert? Und wie habt ihr selbst die Botschaft aufgenommen, als man euch mit der Nachricht konfrontiert hat?

IMG_6362Bischof: Als der Bezirksapostel bei uns war und uns die „Neuigkeit“ überbracht hat, hat meine Frau ganz klar gesagt, dass „mein Mann kein Bischof ist“. Der Bezirksapostel hat meiner Frau dann daraufhin sehr gekonnt geantwortet: „Ja, da haben Sie recht. NOCH nicht!“ (lacht). Meine Frau und ich konnten uns das einfach nicht richtig vorstellen. Als meine Kinder dann davon erfuhren – sie wurden erst nach dem Gespräch mit meiner Frau dazu geholt – kam ganz spontan die Reaktion: „Ja, kein Problem, wir wissen ja, was ein Bischof alles machen muss“. Später wurde uns dann klar, dass der Bischof Schnaufer in einer der letzten Jugendstunden anwesend war und von seinen Aufgaben als Bischof berichtet hat (lacht). Meine Kinder haben die Sache also schon sehr locker genommen. Aber man muss auch offen sagen, dass es trotzdem auch manchmal ein Kampf ist, weil man ja seinen Amtsauftrag gewissenhaft ausführen möchte. Und da muss die Familie schon hinter einem stehen, was sie zum Glück auch tut.

Apostel: Als ich damals bei der Jugend war und von meiner Tätigkeit als Bischof erzählt habe, wusste ich schon seit einem Tag, dass schon die nächste Veränderung vor der Tür stand.  Ich hatte am Freitag davor ein Gespräch mit unserem Bezirksapostel. Das war für mich schon eine schwierige Situation.

Für mich und meine Familie kam das selbstverständlich sehr überraschend, und als sich die ersteIMG_6307 „Schockwelle“ gelegt hatte, haben wir uns alle gemeinsam vorgenommen, alles was mit dieser Aufgabe verbunden ist freudig anzupacken und positiv aufzunehmen. Man darf natürlich nicht vergessen, dass mit dieser Aufgabe, sowohl als Bischof, als auch als Apostel eine Neustrukturierung des bisherigen Lebens stattfindet. Dazu gehört auch die bewusste Entscheidung für die Berufung als Bischof bzw. Apostel und gegen den irdischen Beruf, den man jahrelang ausgeübt hat. Das hat dann auch zur Folge, dass der Familienrhytmus aus dem Takt kommt. Man kommt spät heim, ist viel unterwegs und man fragt sich anfangs schon, wie man das unter einen Hut bekommt. Aber es ist schon so, wie wir das eben schon festgestellt haben. Wenn meine Familie nicht voll hinter mir stünde, dann könnte ich mir nicht vorstellen all das zu bewältigen. Ich habe erlebt, dass der liebe Gott eingreift und auch viele Erlebnisse schenkt, also sich auch zu der Berufung bekennt. Ich habe bisher sehr viel Schönes erlebt.

Jetzt waren wir eben schon bei einem sehr interessanten Punkt angelangt. „Vom Beruf weg, hin zur Berufung“. Wie haben eure Kollegen bei der Arbeit / eure Chefs reagiert, als ihr ihnen erklärt habt, dass ihr als Bischof bzw. Apostel in der „Neuapostolischen Kirche“ angestellt seid?

Apostel: Es hatte natürlich niemand damit gerechnet, dass ich die Firma verlassen würde. Ich habe damals zu meinem Chef gesagt: „Für das was ich jetzt tue, gibt es kein einziges, rationales Argument, „ich verlasse die Firma nicht, weil ich woanders mehr verdiene oder aufgrund von besseren Karrieremöglichkeiten, sondern es ist eine reine Glaubensentscheidung!“. Wenn man sich bewusst macht, dass es sich um einen Ruf Gottes handelt, dann fällt einem diese Entscheidung auch schon leichter. Aber nichts desto trotz waren meine Kollegen und mein Chef doch sehr „geschockt“, weil wirklich niemand damit gerechnet hat. Allerdings kann ich sagen, dass die Reaktion alles in allem sehr positiv war. Vor allem wurde mir sehr viel Wertschätzung entgegengebracht. Ein Kollege hat es so ausgedrückt: „Sie haben das große Glück, dass sie den Rest ihres Lebens mit dem erfüllen dürfen, was Ihnen sowieso das Wichtigste ist. Wer hat das schon!“. Natürlich gab es auch ein oder zwei Kollegen, denen man angesehen hat, dass sie mich am liebsten in eine Therapie geschickt hätten (lacht). Aber das war die absolute Minderheit!

IMG_6371Bischof: Naja, also bei mir muss man dazusagen, dass mein Chef und auch ein Teil der Belegschaft neuapostolisch sind. Daher war hier von Vornherein absolutes Verständnis da. Mein Chef sagte nur: „Schließlich bräuchte man auch in der Kirche gute Leute.“ (lacht). Meine Kollegen haben es bedauert, dass ich den Betrieb verlasse, immerhin war ich 14 Jahre in der Firma tätig. Ein Kollege sagte mir: „Das ist doch schön für dich, jetzt kannst du genau das machen, was du sowieso schon die ganze Zeit nebenher gemacht hast.“. Mir war in der Situation ein klein wenig unbehaglich zumute, weil ich eigentlich noch eine Weiterbildung hätte machen können, deren Unterlagen schon zur Unterschrift bei mir vorlagen. Am Sonntag darauf wurde in den Gemeinden der Brief zur Ordination vorgelesen. Für mich war das nochmal ein Zeichen, mich für die Berufung zu entscheiden und nicht für den Berufsweg. Der Bezirksapostel meinte auch eher scherzhaft, dass die Weiterbildung für das Bischofsamt nicht unbedingt eine Voraussetzung ist (lacht).

Teil 2 folgt nächste Woche

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Verfasst von - 13. Dezember 2013 in Interviews

 

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